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Sechs Wochen als Lehrkraft an der FEDA in Madrid
In der Zeit vom 10. November bis zum 18. Dezember hatte ich die Gelegenheit, für sechs Wochen eine Schwangerschaftsvertretung an der deutschen Berufsschule in Madrid (FEDA Madrid German Business School) im Rahmen von Erasmus+ zu übernehmen. Da die Schule aus einem sehr kleinen Kollegium besteht und die Langzeitvertretung erst im Januar anreisen konnte, war die FEDA auf externe Unterstützung angewiesen. Daher wandte sich der Schulleiter mit der Bitte um Unterstützung an seine Kolleginnen und Kollegen in Deutschland – unter anderem an Frau Becker –, welche mich fragte, ob ich mir diese Vertretung vorstellen könnte. Nach kurzer Rücksprache mit meinen Kolleginnen und Kollegen, Freundinnen und Familie, die mich alle darin bestärkten, dass das eine einmalige Möglichkeit sei, entschied ich mich zuzusagen.
Die FEDA Madrid ist eine deutsche Berufsschule, die mit verschiedenen deutschen und spanischen Unternehmen in Spanien kooperiert und nach dem deutschen dualen System ausbildet. Der schulische Teil der Ausbildung findet somit in der FEDA statt und der Praxisteil in einem Unternehmen in Madrid und Umgebung. In Madrid werden Industrie- und Speditionskaufleute ausgebildet, an der Außenstelle in Valencia Groß- und Außenhandelskaufleute und auf Teneriffa Hotelkaufleute. Die Unterrichtssprache ist Deutsch und in den Unternehmen wird hauptsächlich auf Spanisch gesprochen. Für die spanischen Schülerinnen und Schüler gibt es zusätzlichen Deutsch-Unterricht nachmittags und für die deutschen Lernenden Spanisch-Unterricht.
Während meiner Vertretung unterrichtete ich die Speditionskaufleute sowie die Industriekaufleute in den Fächern Kosten- und Leistungsrechnung, Wirtschaft und Soziales und in Spanisch. Von Beginn an wurde ich sehr herzlich aufgenommen und erhielt viel Unterstützung von den dortigen Lehrkräften. Auch von den KSH wurde ich tatkräftig von meinen Kolleginnen und Kollegen mit Vertretungen und Klausuraufsichten unterstützt. Meinen Spanisch-Unterricht für meine Schülerinnen und Schüler in Deutschland führte ich während dieser Zeit online per Videokonferenz über das Schulportal durch – eine Erfahrung, die Erinnerungen an die Corona-Pandemie wachrief, aber auch zeigte, dass sich der Umgang der Lernenden mit digitalen Tools in den letzten vier Jahren deutlich weiterentwickelt hat. Auch habe ich gemeinsam mit einer Kollegin in Madrid ein schulinternes Curriculum für den Spanisch-Unterricht der deutschsprachigen Schülerinnen und Schülern an der FEDA erarbeitet. Durch diesen Austausch konnten wir gegenseitig von unseren Erfahrungen profitieren und ich auch viel für meinen Spanisch-Unterricht an den KSH mitnehmen. Darüber hinaus hatte ich die Möglichkeit, bei den Kolleginnen und Kollegen im Unterricht zu hospitieren und mir hierdurch ebenfalls Anregungen für meinen eigenen Unterricht zu holen.
Während meines Aufenthalts habe ich im Stadtteil Lavapiés gewohnt, wo ich über Airbnb ein kleines Zimmer in einer WG gefunden hatte. Finanziell wurde mein Aufenthalt durch das Erasmus-Programm unterstützt. Madrid hat mich vor allem mit seinem vielseitigen kulturellen Angebot begeistert. Neben beeindruckenden Sehenswürdigkeiten, wie dem Parque del Retiro, dem Palacio Real, der Plaza Mayor und der Plaza del Sol gibt es zahlreiche Theaterstücke, Musicals, Museen und Ausstellungen zu entdecken. Besonders eindrucksvoll fand ich auch die weihnachtliche Beleuchtung und Dekoration in der Stadt, welche allerdings auch unzählige Touristen angelockt hat, so dass das Stadtzentrum im Dezember ziemlich überlaufen war.
Die Zeit in Madrid war für mich sowohl beruflich als auch persönlich eine großartige Erfahrung. Es war sehr spannend, das System der deutschen Berufsschule im Ausland kennenzulernen und mit den dortigen Lehrkräften sowie Schülerinnen und Schülern zusammenzuarbeiten. Für diese Möglichkeit bin ich sehr dankbar und kann sowohl Kolleginnen und Kollegen als auch Schülerinnen und Schüler nur ermutigen, eine solche Erfahrung zu machen.